Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion

Am 20. Februar 1990 bietet Bundeskanzler Helmut Kohl der DDR-Regierung unter Hans Modrow Verhandlungen über eine Währungsunion an. Walter Romberg leitet als Minister ohne Geschäftsbereich in der Modrow-Regierung die DDR-Delegation der deutsch-deutschen Expertenkommission. Diese soll die Verhandlungen über eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vorbereiten.
Nach dem Wahlsieg der „Allianz für Deutschland“ und der erfolgreichen Regierungsbildung treffen sich Lothar de Maizière und Helmut Kohl im Bundeskanzleramt in Bonn und eröffnen formell die Verhandlungsgespräche. Am 23. April 1990 bietet die Bundesregierung der DDR eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion offiziell an. Die Grundzüge des Angebotes sind:

  • Währungsumstellung DDR-Mark in D-Mark am 1. Juli 1990
  • Umstellung von Löhnen und Gehältern im Verhältnis 1:1
  • Anpassung der Rentensysteme an die Bundesrepublik
  • Geld- und Kreditbestände werden im Verhältnis 2:1 umgestellt. Beträge bis 4.000 Mark der DDR im Verhältnis 1:1
  • Für nicht in der DDR Ansässige sollen angemessene Regelungen gefunden werden

Demonstration am 5. April 1990 in Ost-Berlin für den Umtauschkurs 1:1 vor dem Hintergrund der Währungsunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

Bundesregierung / Lehnartz

Der Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Horst Köhler (l.), begrüßt den DDR-Minister (ohne Geschäftsbereich) Walter Romberg am 5. März 1990 in Bonn. In ihrer zweiten Sitzung versucht die deutsch-deutsche Expertenkommission grundsätzliche Fragen einer Währungsunion im Zusammenhang mit einer Wirtschafts- und Sozialgemeinschaft zu klären.

Bundesregierung / Reineke

Bundeskanzler Helmut Kohl (r.) empfängt DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière am 24. April 1990 im Bundeskanzleramt in Bonn.

Bundesregierung / Bild - Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

In Anwesenheit von DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière (l.) beginnen am 25. April 1990 in Bonn die deutsch-deutschen Expertengespräche zum Staatsvertrag. An der Spitze der Bundesdeutschen Delegation steht das Mitglied des Direktoriums der Bundesbank, Hans Tietmeyer (2.v.r.), der von Kanzler Kohl zum Sonderberater für die Währungsunion ernannt wird.

Bundesarchiv, Bild 183-1990-0425-029, Fotograf: Peter Grimm

Demonstration am 5. April 1990 in Ost-Berlin für den Umtauschkurs 1:1 vor dem Hintergrund der Währungsunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

Bundesregierung / Lehnartz

Der Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Horst Köhler (l.), begrüßt den DDR-Minister (ohne Geschäftsbereich) Walter Romberg am 5. März 1990 in Bonn. In ihrer zweiten Sitzung versucht die deutsch-deutsche Expertenkommission grundsätzliche Fragen einer Währungsunion im Zusammenhang mit einer Wirtschafts- und Sozialgemeinschaft zu klären.

Bundesregierung / Reineke

Bundeskanzler Helmut Kohl (r.) empfängt DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière am 24. April 1990 im Bundeskanzleramt in Bonn.

Bundesregierung / Bild - Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

In Anwesenheit von DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière (l.) beginnen am 25. April 1990 in Bonn die deutsch-deutschen Expertengespräche zum Staatsvertrag. An der Spitze der Bundesdeutschen Delegation steht das Mitglied des Direktoriums der Bundesbank, Hans Tietmeyer (2.v.r.), der von Kanzler Kohl zum Sonderberater für die Währungsunion ernannt wird.

Bundesarchiv, Bild 183-1990-0425-029, Fotograf: Peter Grimm
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Zu Beginn der Verhandlungen präsentiert die Bundesregierung am 25. April 1990 dem Ministerpräsidenten Lothar de Maizière ein erstes Arbeitspapier, das als Verhandlungsgrundlage für den Vertrag dient. Damit gibt sie den Rahmen für die Verhandlungen vor, da der Regierung der DDR kaum Zeit bleibt, einen eigenen Entwurf auszuarbeiten. Am 27. April 1990 beginnen die offiziellen Verhandlungen. Die Verhandlungskommission der DDR setzt sich aus verschiedenen Vertretern der Ministerien und der Volkskammer zusammen. Geleitet wird die Kommission vom Parlamentarischen Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten Günther Krause, dem auch der Arbeitsstab Deutsche Einheit untersteht. Die Leitung der Delegation der Bundesrepublik übernimmt das Mitglied des Direktoriums der Bundesbank Hans Tietmeyer.

Bericht der DDR-Fernsehsendung "Aktuelle Kamera" vom 27. April 1990 zur ersten Verhandlungsrunde für die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion.

Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv

Der Staatssekretär für Finanzen, Walter Siegert, erinnert sich an die Verhandlungen über die Bedingungen einer Währungsunion mit der Bundesrepublik.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel erinnert sich an die Vorbereitungen zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Martin Dube, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, zu den Folgen der Wirtschafts, Währungs und Sozialunion.

© "Von der Revolution zum Regieren", ein Projekt des Institut für angewandte Geschichte e.V., gefördert von der Bundesstiftung Aufarbeitung, 2018-2019

Kurz vor Abschluss der Verhandlungen sind noch vier entscheidende Fragen offen, die bis zur Unterzeichnung des Vertrages nicht mehr geklärt werden können:

  1. Eigentumsfragen und offene Vermögenswerte
  2. Übernahme des bundesdeutschen Umweltrechts
  3. Umgang mit der Kreditaufnahme und den Schulden der DDR
  4. Aufteilung der Schulden auf den Bund und die neuen Bundesländer

Vertrag über Wirtschafts- und Währungsunion 1990. Quelle: Bundesregierung / Schambeck

Theo Waigel, Bundesminister der Finanzen (r.) und Walter Romberg, Finanzminister der DDR, unterzeichnen den Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion im Palais Schaumburg. Im Hintergrund Bundeskanzler Helmut Kohl (r.) und Lothar de Maizière, Ministerpräsident der DDR, Bonn 18. Mai 1990.

Bundesregierung / Schambeck

Aktuelle Kamera vom 18. Mai 1990.

Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv

Der Minister im Amt des Ministerpräsidenten, Klaus Reichenbach, über die Verhandlungen mit der Bundesregierung über die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion.

Heimatfilm GbR, 2009

Der Minister im Amt des Ministerpräsidenten, Klaus Reichenbach, über die Verhandlungen mit der Bundesregierung über die Höhe des Währungsumtauschs.

Heimatfilm GbR, 2009

Nach zähen, aber nur etwa einen Monat währenden Verhandlungen unterzeichnen am 18. Mai 1990 die Bundesregierung und die Regierung der DDR den Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Zu den zentralen Vertragsinhalten gehören:

  • Einführung der Sozialen Markwirtschaft in der DDR
  • Umstellung der DDR-Währung auf Deutsche Mark zum 1. Juli 1990
  • Wirtschaftliche Ausrichtung auf Privateigentum und freie Preisbildung
  • Privatisierung staatlicher Betriebe
  • Abschaffung staatlicher Monopole und Abbau staatlicher Subventionen
  • Einführung des westdeutschen Sozial- und Rentensystems in der DDR
  • Übernahme des defizitären Staatshaushalts der DDR durch die Bundesrepublik

Nach der Unterzeichnung durch die beiden Delegationsführer Walter Romberg und Bundesfinanzminister Theo Waigel wird der Gesetzesentwurf am 21. Mai 1990 nach der ersten Lesung auf einer Sondersitzung der Volkskammer debattiert. Im Anschluss daran wird der Entwurf in den Ausschuss Deutsche Einheit überwiesen.

Vorschaubild Antrag Ministerrat Schaffung Währung-, Wirtschafts- und Sozialunion Quelle: Volkskammer der DDR, Drucksache Nr. 24
Antrag des Ministerrates

Antrag des Ministerrates auf Beschluss des Gesetzes zum Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, 18. Mai 1990.

Quelle: Volkskammer der DDR, Drucksache Nr. 24
Download (pdf)

Rede von Günter Krause in der Volkskammer zur Beschlussempfehlung zum Gesetz über den Vertrag über eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, Ost-Berlin 18. Juni 1990.

Deutscher Bundestag

Reproduktion der Unterschriftenseite des Vertrages über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, 11. Juni 1990.

Bundesregierung / Reineke

Antrag für DDR-Bürgerinnen und Bürger zur Umstellung von Kontoguthaben von DDR-Mark auf Deutsche Mark (DM).

Bundesarchiv, DC 20/6002

Am 5. Juni 1990 trifft bei der Leipziger Kreditbank AG die erste Geldlieferung ein. Die Transporte werden von Einheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) gesichert.

Bundesarchiv, Bild 183-1990-0605-032, Fotograf: Friedrich Gahlbeck

Reproduktion der Unterschriftenseite des Vertrages über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, 11. Juni 1990.

Bundesregierung / Reineke

Antrag für DDR-Bürgerinnen und Bürger zur Umstellung von Kontoguthaben von DDR-Mark auf Deutsche Mark (DM).

Bundesarchiv, DC 20/6002

Am 5. Juni 1990 trifft bei der Leipziger Kreditbank AG die erste Geldlieferung ein. Die Transporte werden von Einheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) gesichert.

Bundesarchiv, Bild 183-1990-0605-032, Fotograf: Friedrich Gahlbeck
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Nach dreiwöchigen Beratungen veröffentlicht der Ausschuss Deutsche Einheit am 18. Juni eine Beschlussempfehlung für die Volkskammer. Drei Tage später debattiert die Volkskammer abschließend über den Gesetzesvorschlag. In namentlicher Abstimmung sprechen sich 302 Abgeordnete für das Gesetz aus. 82 Parlamentarier stimmen dagegen. Enthaltungen gibt es keine. Damit tritt die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion offiziell zum 1. Juli 1990 in Kraft.

Bericht der DDR-Fernsehsendung "Aktuelle Kamera" vom 23. Mai 1990 zur Währungsunion.

Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv

Wirtsschaftsminister Gerhard Pohl erklärt die Regelungen zur Währungsunion.

Abendschau, 2. Mai 1990.

Der Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten, Günter Krause, äußert sich zum Verlauf des ersten Tages der Währungsunion.

ARD-Brennpunkt, 1. Juli 1990.

Warteschlange zum Geldumtausch vor einer Sparkasse am 16. Juni 1990 in Schwerin. Am 1. Juli 1990 wird die D-Mark zum alleinigen Zahlungsmittel in der DDR.

Bundesregierung / Lehnartz

Umtausch von DDR-Mark in D-Mark in einer Filiale der Deutschen Bank in Ost-Berlin am 1. Juli 1990.

Bundesregierung / Lehnartz

Menschen am Tag der Währungsunion vor einem Schaufenster des Centrum-Warenhauses am Alexanderplatz in Ost-Berlin.

Bundesregierung / Lehnartz

Warteschlange zum Geldumtausch vor einer Sparkasse am 16. Juni 1990 in Schwerin. Am 1. Juli 1990 wird die D-Mark zum alleinigen Zahlungsmittel in der DDR.

Bundesregierung / Lehnartz

Umtausch von DDR-Mark in D-Mark in einer Filiale der Deutschen Bank in Ost-Berlin am 1. Juli 1990.

Bundesregierung / Lehnartz

Menschen am Tag der Währungsunion vor einem Schaufenster des Centrum-Warenhauses am Alexanderplatz in Ost-Berlin.

Bundesregierung / Lehnartz
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