Aufbrüche und Umbrüche

Als das amtliche Wahlergebnis der DDR-Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989 verkündet wird, steht für viele Menschen fest: Die Abstimmung wurde gefälscht. Landesweit hatten Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler die Auszählung der Stimmen überwacht. In einigen Wahllokalen beträgt die Differenz zu den offiziell verkündeten Zahlen bis zu zehn Prozent. Der nachgewiesene Wahlbetrug führt zu öffentlichen Protesten, hunderten Eingaben und Strafanzeigen gegen SED-Funktionäre. Ab Juni 1989 finden monatlich Demonstrationen gegen den Wahlbetrug statt.

SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Am 7. Mai 1989 finden Kommunalwahlen statt. Hier im Wahllokal 802, Thälmann Park, in Ost-Berlin werden die Wählerinnen und Wähler von jungen Pionieren mit Gesang begrüßt.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_0507_POL_Wahlen_14
SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Nur ein Wahllokal in Ost-Berlin ist für Westjournalisten zugänglich: das Wahllokal 802, Thälmann Park. Sie können die DDR-Bürgerinnen und -Bürger bei der Stimmabgabe beobachten. Die Gesamtzahl der Wahlberechtigten ist in diesem Lokal allerdings nicht zu erfahren.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_0507_POL_Wahlen_12
SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Stimmauszählung am 7. Mai 1989 im Wahllokal 802, Thälmann Park in Ost-Berlin. Laut offiziellem Endergebnis fährt die Einheitsliste der Nationalen Front unter Führung der SED 98,85 % der Stimmen ein.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_0507_POL_Wahlen_05
SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Stimmauszählung am 7. Mai 1989 im Wahllokal 802, Thälmann Park in Ost-Berlin. Beobachter der Opposition zweifeln am offiziellen Wahlergebnis. Sie können nachweisen, dass die von ihnen mitgezählten Stimmen zum Teil erheblich von den offiziell bekannt gegebenen Ergebnissen abweichen.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_0507_POL_Wahlen_18
SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Am 7. Mai 1989 finden Kommunalwahlen statt. Hier im Wahllokal 802, Thälmann Park, in Ost-Berlin werden die Wählerinnen und Wähler von jungen Pionieren mit Gesang begrüßt.

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SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Nur ein Wahllokal in Ost-Berlin ist für Westjournalisten zugänglich: das Wahllokal 802, Thälmann Park. Sie können die DDR-Bürgerinnen und -Bürger bei der Stimmabgabe beobachten. Die Gesamtzahl der Wahlberechtigten ist in diesem Lokal allerdings nicht zu erfahren.

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SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Stimmauszählung am 7. Mai 1989 im Wahllokal 802, Thälmann Park in Ost-Berlin. Laut offiziellem Endergebnis fährt die Einheitsliste der Nationalen Front unter Führung der SED 98,85 % der Stimmen ein.

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SED-Einheitsliste verfehlt bei Kommunalwahl 99-Prozentmarke

Stimmauszählung am 7. Mai 1989 im Wahllokal 802, Thälmann Park in Ost-Berlin. Beobachter der Opposition zweifeln am offiziellen Wahlergebnis. Sie können nachweisen, dass die von ihnen mitgezählten Stimmen zum Teil erheblich von den offiziell bekannt gegebenen Ergebnissen abweichen.

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Zehntausende nutzen den Sommerurlaub und reisen in der Hoffnung nach Ungarn, einen Weg in den Westen zu finden. Andere besetzen die bundesdeutschen Botschaften in Prag, Warschau, Budapest und Ost-Berlin, um ihre Ausreise zu erzwingen. Die Regierung der DDR steht diesen Entwicklungen hilflos gegenüber. Als Ungarn die Grenze nach Österreich für DDR-Bürgerinnen und -Bürger offiziell öffnet, flüchten innerhalb weniger Tage 15.000 Menschen in den Westen.

Dieter Kastrup, Leiter der Delegation der Bundesrepublik Deutschland bei den Verhandlungen zum Zwei-plus-Vier-Vertrag, erinnert sich an die Botschaftsflüchtlinge.

© „Von der Revolution zum Regieren", ein Projekt des Institut für angewandte Geschichte e.V., gefördert von der Bundesstiftung Aufarbeitung, 2018-2019

Gleichzeitig formiert sich in der DDR die Bürgerrechtsbewegung, die immer stärkeren Zulauf erhält. Mit der Resolution „Aufbruch 89“ gründet sich beispielsweise im September das „Neue Forum“, das einen breiten Dialog über demokratische Reformen fordert. Am 7. Oktober gründet sich mit der SDP die erste politische Partei in der DDR, die damit den Alleinvertretungsanspruch der SED angreift.

Vorschaubild Gründungsaufruf
Gründungsaufruf „Aufbruch 89“ Neues Forum
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
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Am 4. September beginnen die Leipziger Montagsdemonstrationen, deren Teilnehmer in den ersten Wochen immer wieder verhaftet werden. In landesweiten Fürbittgottesdiensten solidarisieren sich die Menschen mit den zu Unrecht Inhaftierten. Als Anfang Oktober 1989 die Menschen aus der besetzen Botschaft in Prag mit Sonderzügen über das Territorium der DDR in die Bundesrepublik ausreisen können, kommt es erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Massenfestnahmen.

Hans Geisler, parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Familie und Frauen, zu den Ereignissen im Oktober 1989.

© "Von der Revolution zum Regieren", ein Projekt des Institut für angewandte Geschichte e.V., gefördert von der Bundesstiftung Aufarbeitung, 2018-2019

Nur wenige Tage darauf feiert die Staatsführung am 7. Oktober 1989 den 40. Gründungstag der DDR mit Massenaufmärschen, Militärparaden und einem Festakt im Palast der Republik in Ost-Berlin. Auch an diesem Tag geht die Volkspolizei gewaltsam gegen Demonstranten vor. Zwei Tage später versammeln sich 70.000 Menschen zu einer Kundgebung in der Leipziger Innenstadt. Entgegen aller Befürchtungen bleibt dieses Mal alles friedlich. Unter dem Druck der Bevölkerung entschließt sich die SED zu einem Führungswechsel. Erich Honecker tritt am 18. Oktober 1989 zurück, sein langjähriger Stellvertreter Egon Krenz wird sein Nachfolger. Die ungenügenden Reform- und Dialogversuche seitens der Staats- und Parteiführung werden von Teilen der Bevölkerung abgelehnt. Massendemonstrationen im ganzen Land führen schließlich am 7. November 1989 den Rücktritt der neu eingesetzten Regierung unter Egon Krenz herbei.

Immer mehr Menschen bei Montagsdemonstrationen

Immer mehr Menschen nehmen an den Montagsdemonstrationen in Leipzig teil und fordern demokratische Reformen. Abseits bereitgehaltene Betriebskampfgruppen und Volkspolizisten greifen nicht ein. Im Bild: Demonstranten auf dem Innenstadtring in Leipzig am 16. Oktober 1989.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1016_POL_MoDemo_01
Berlin, 40. DDR-Jubiläum. Quelle: Bild 183-1989-1003-028, Fotograf: Rainer Mittelstädt

Unbeeindruckt von Massenflucht und dem Ruf nach Reformen feiert die Staatsführung Anfang Oktober 1989 den 40. Jahrestag der DDR. In einer Festansprache fordert Erich Honecker die anwesenden Gäste auf: „Ich bitte Sie, mit mir das Glas zu erheben und zu trinken: Auf die internationale Solidarität, auf den Frieden und das Glück aller Völker, auf den 40. Jahrestag unsrer Deutschen Demokratischen Republik.“

Bundesarchiv, Bild 183-1989-1003-028, Fotograf: Rainer Mittelstädt
Jahrestag im Schatten von Massenflucht

Der Republikgeburtstag wird mit Massenaufmärschen, Militärparaden und einem Festakt im Palast der Republik inszeniert. Zu den Feierlichkeiten reisen auch internationale Gäste wie der Generalsekretär des ZK der KPdSU und Vorsitzende des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Gorbatschow, an.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1007_POL_JT40_25
Jahrestag im Schatten von Massenflucht

Während die Staatsführung feiert, demonstrieren am Abend des 7. Oktober Tausende in Ost-Berlin gegen die SED-Führung. Es kommt zu schweren Übergriffen der Volkspolizei und Massenfestnahmen.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1007_POL_JT40_01
Demonstrationswelle erreicht Dresden

Auch andernorts wird gegen die SED-Führung demonstriert. Aus den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR heraus formieren sich beispielsweise in Dresden Jugendliche zu einem Demonstrationszug. Die überraschte Volkspolizei löst die Veranstaltung auf und nimmt viele Teilnehmer fest. Das Foto wird am 8. Oktober aus einem Fahrzeug mit verdeckter Kamera aufgenommen.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1008_POL_Demo-DD_04
Eine Million Menschen demonstrieren in Ost-Berlin

Am 4. November findet auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin die größte Massendemonstration in der Geschichte der DDR statt. Hunderttausende demonstrieren friedliche für Reformen, freie Wahlen und Meinungsfreiheit.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1104_POL-Demo_38
Eine Million Menschen demonstrieren in Ost-Berlin

Der zum geflügelten Wort avancierte Ausspruch „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“ von Staatschef Erich Honecker wird von den Demonstranten aufgegriffen. Transparent auf der Kundgebung am 4. November in Ost-Berlin.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1104_POL-Demo_sw01
Eine Million Menschen demonstrieren in Ost-Berlin

Die Demonstranten fordern außerdem die Freilassung und Schadensersatz für diejenigen, die im Umfeld des 40. Jahrestags der DDR von Sicherheitskräften festgenommen worden waren.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1104_POL-Demo_sw29
9. November 1989: Pressekonferenz Günter Schabowski

Unter dem Eindruck der Massenflucht entschließt sich das SED-Politbüro zu einer Reform des Reisegesetzes. Am Abend des 9. November verkündet Günter Schabowski, Pressesprecher des Politbüros, neue Reiseregelungen, „die es jedem Bürger der DDR möglich macht, äh, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen“. Ab „sofort“.

Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
9. November 1989: Nach der Bekanntgabe der neuen Reiseregelungen in Funk und Fernsehen machen sich tausende Ost-Berlinerinnen und -Berliner in den Abendstunden auf den Weg zu den Grenzübergangsstellen. Die Grenztruppen haben keine Anweisungen und sind mit der Situation völlig überfordert. Schließlich geben sie dem Druck nach und öffnen die Grenze. Hier: GüSt Bornholmer Straße

Tausende Ost-Berlinerinnen und -Berliner machen sich in den Abendstunden auf den Weg zu den Grenzübergangsstellen. Die Grenztruppen haben keine Anweisungen und sind mit der Situation völlig überfordert. Schließlich geben sie dem Druck nach und öffnen die Grenze.

Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
9. November 1989: Nach der Bekanntgabe der neuen Reiseregelungen in Funk und Fernsehen machen sich tausende Ost-Berlinerinnen und -Berliner in den Abendstunden auf den Weg zu den Grenzübergangsstellen. Die Grenztruppen haben keine Anweisungen und sind mit der Situation völlig überfordert. Schließlich geben sie dem Druck nach und öffnen die Grenze. Hier: GüSt Bornholmer Straße

Im Lagebericht der Volkspolizei heißt es um Mitternacht: Alle Grenzübergänge zwischen Ost- und West-Berlin sind geöffnet.

Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Ansturm von DDR-Bürgern nach West-Berlin

Nach der unverhofften Grenzöffnung strömen die DDR-Bürgerinnen und -Bürger auch am 10. November 1989 massenweise nach West-Berlin. Von der anderen Seite entern Westberliner die Mauer. Die Grenztruppen sichern das Brandenburger Tor.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1110_POL_DDR-Wende_09
Demonstranten fordern Abrechnung mit den Schuldigen

Auch nach dem Mauerfall gehen die Demonstrationen unvermindert weiter. In Dresden protestieren zum Beispiel am 19. November über 50.000 Menschen gegen den alleinigen Führungsanspruch der SED. Auf der von Künstlern des Staatsschauspiels Dresden initiierten Demonstration wird die Abrechnung mit den Schuldigen für die gegenwärtige Krise in der DDR und radikale Reformen in der Kulturpolitik gefordert.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1119_POL_Demo_07
Immer mehr Menschen bei Montagsdemonstrationen

Immer mehr Menschen nehmen an den Montagsdemonstrationen in Leipzig teil und fordern demokratische Reformen. Abseits bereitgehaltene Betriebskampfgruppen und Volkspolizisten greifen nicht ein. Im Bild: Demonstranten auf dem Innenstadtring in Leipzig am 16. Oktober 1989.

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Berlin, 40. DDR-Jubiläum. Quelle: Bild 183-1989-1003-028, Fotograf: Rainer Mittelstädt

Unbeeindruckt von Massenflucht und dem Ruf nach Reformen feiert die Staatsführung Anfang Oktober 1989 den 40. Jahrestag der DDR. In einer Festansprache fordert Erich Honecker die anwesenden Gäste auf: „Ich bitte Sie, mit mir das Glas zu erheben und zu trinken: Auf die internationale Solidarität, auf den Frieden und das Glück aller Völker, auf den 40. Jahrestag unsrer Deutschen Demokratischen Republik.“

Bundesarchiv, Bild 183-1989-1003-028, Fotograf: Rainer Mittelstädt
Jahrestag im Schatten von Massenflucht

Der Republikgeburtstag wird mit Massenaufmärschen, Militärparaden und einem Festakt im Palast der Republik inszeniert. Zu den Feierlichkeiten reisen auch internationale Gäste wie der Generalsekretär des ZK der KPdSU und Vorsitzende des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Gorbatschow, an.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1007_POL_JT40_25
Jahrestag im Schatten von Massenflucht

Während die Staatsführung feiert, demonstrieren am Abend des 7. Oktober Tausende in Ost-Berlin gegen die SED-Führung. Es kommt zu schweren Übergriffen der Volkspolizei und Massenfestnahmen.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1007_POL_JT40_01
Demonstrationswelle erreicht Dresden

Auch andernorts wird gegen die SED-Führung demonstriert. Aus den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR heraus formieren sich beispielsweise in Dresden Jugendliche zu einem Demonstrationszug. Die überraschte Volkspolizei löst die Veranstaltung auf und nimmt viele Teilnehmer fest. Das Foto wird am 8. Oktober aus einem Fahrzeug mit verdeckter Kamera aufgenommen.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1008_POL_Demo-DD_04
Eine Million Menschen demonstrieren in Ost-Berlin

Am 4. November findet auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin die größte Massendemonstration in der Geschichte der DDR statt. Hunderttausende demonstrieren friedliche für Reformen, freie Wahlen und Meinungsfreiheit.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1104_POL-Demo_38
Eine Million Menschen demonstrieren in Ost-Berlin

Der zum geflügelten Wort avancierte Ausspruch „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“ von Staatschef Erich Honecker wird von den Demonstranten aufgegriffen. Transparent auf der Kundgebung am 4. November in Ost-Berlin.

Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotobestand Klaus Mehner, Bild 89_1104_POL-Demo_sw01
Eine Million Menschen demonstrieren in Ost-Berlin

Die Demonstranten fordern außerdem die Freilassung und Schadensersatz für diejenigen, die im Umfeld des 40. Jahrestags der DDR von Sicherheitskräften festgenommen worden waren.

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9. November 1989: Pressekonferenz Günter Schabowski

Unter dem Eindruck der Massenflucht entschließt sich das SED-Politbüro zu einer Reform des Reisegesetzes. Am Abend des 9. November verkündet Günter Schabowski, Pressesprecher des Politbüros, neue Reiseregelungen, „die es jedem Bürger der DDR möglich macht, äh, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen“. Ab „sofort“.

Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
9. November 1989: Nach der Bekanntgabe der neuen Reiseregelungen in Funk und Fernsehen machen sich tausende Ost-Berlinerinnen und -Berliner in den Abendstunden auf den Weg zu den Grenzübergangsstellen. Die Grenztruppen haben keine Anweisungen und sind mit der Situation völlig überfordert. Schließlich geben sie dem Druck nach und öffnen die Grenze. Hier: GüSt Bornholmer Straße

Tausende Ost-Berlinerinnen und -Berliner machen sich in den Abendstunden auf den Weg zu den Grenzübergangsstellen. Die Grenztruppen haben keine Anweisungen und sind mit der Situation völlig überfordert. Schließlich geben sie dem Druck nach und öffnen die Grenze.

Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
9. November 1989: Nach der Bekanntgabe der neuen Reiseregelungen in Funk und Fernsehen machen sich tausende Ost-Berlinerinnen und -Berliner in den Abendstunden auf den Weg zu den Grenzübergangsstellen. Die Grenztruppen haben keine Anweisungen und sind mit der Situation völlig überfordert. Schließlich geben sie dem Druck nach und öffnen die Grenze. Hier: GüSt Bornholmer Straße

Im Lagebericht der Volkspolizei heißt es um Mitternacht: Alle Grenzübergänge zwischen Ost- und West-Berlin sind geöffnet.

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Ansturm von DDR-Bürgern nach West-Berlin

Nach der unverhofften Grenzöffnung strömen die DDR-Bürgerinnen und -Bürger auch am 10. November 1989 massenweise nach West-Berlin. Von der anderen Seite entern Westberliner die Mauer. Die Grenztruppen sichern das Brandenburger Tor.

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Demonstranten fordern Abrechnung mit den Schuldigen

Auch nach dem Mauerfall gehen die Demonstrationen unvermindert weiter. In Dresden protestieren zum Beispiel am 19. November über 50.000 Menschen gegen den alleinigen Führungsanspruch der SED. Auf der von Künstlern des Staatsschauspiels Dresden initiierten Demonstration wird die Abrechnung mit den Schuldigen für die gegenwärtige Krise in der DDR und radikale Reformen in der Kulturpolitik gefordert.

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In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 geschieht das Undenkbare: Die Ost-Berliner Bevölkerung erzwingt die Öffnung der Grenzübergänge an der Berliner Mauer. Auf einer Pressekonferenz am frühen Abend des 9. November hatte der SED-Funktionär Günter Schabowski neue Reiseregelungen angekündigt, die es DDR-Bürgerinnen und -Bürgern ermöglichen sollen, ohne Beschränkungen auch ins westliche Ausland reisen zu können. Auf die Nachfrage eines Journalisten zum Zeitpunkt des Inkrafttretens antwortete Schabowski irrtümlich „sofort, unverzüglich“. In den Abendnachrichten der Westmedien wird daraufhin die Öffnung der Berliner Mauer verkündet. Tausende machen sich auf den Weg an die Mauer, um die Meldung zu überprüfen. Die überforderten und nicht-informierten Grenztruppen geben dem Druck der Bevölkerung nach. Der erste Schlagbaum öffnet sich am Grenzübergang Bornholmer Straße.

Rita Süssmuth, ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestages, schildert im Interview, wie sie die Entwicklungen in der DDR 1989 wahrgenommen hat, die mit dem Mauerfall am 9. November einen Höhepunkt erreichten.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Im Interview erinnert sich Rudolf Seiters an die Verhandlungen mit der DDR über die sichere Ausreise der Botschaftsflüchtlinge in die Bundesrepublik Deutschland im Spätsommer 1989.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Horst Teltschik, ehemaliger Ministerialdirektor im Bundeskanzleramt, erinnert sich an die Reise von Helmut Kohl nach Polen im November 1989. Während dieser Reise fällt am 9. November die Berliner Mauer.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Die ehemalige Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Ursula Lehr erinnert sich im Interview an den 9. November 1989.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Rudolf Seiters berichtet, wie er den Abend des 9. November 1989 erlebt hat als in Berlin die Mauer fiel und was in den darauffolgenden Tagen passierte. Außerdem schildert er die Reaktionen einiger europäischer Staaten auf die Entwicklungen in der DDR.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Hans-Christian Maaß, der 1990 als Berater des DDR-Ministerpräsidenten für Presse und Kommunikation arbeitete, berichtet vom 9. November 1989.

© „Von der Revolution zum Regieren", ein Projekt des Institut für angewandte Geschichte e.V., gefördert von der Bundesstiftung Aufarbeitung, 2018-2019
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