Die Nationale Volksarmee der DDR ist seit 1955 im Militärbündnis des sowjetischen Machtbereiches, dem Warschauer Pakt, mit anderen sozialistischen Staaten Osteuropas unter Führung der Sowjetunion organisiert. Da die DDR direkt an der Grenze zum westlichen NATO-Militärbündnis liegt, ist die NVA für die Sowjetunion strategisch von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grund ist in der DDR außerdem die „Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland“ mit rund 360.000 Soldaten stationiert.
Mit den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung steht auch die Frage nach der künftigen militärischen Einbindung der DDR auf der Tagesordnung. Die sowjetische Regierung unter Michail Gorbatschow lehnt zunächst eine Einbindung des wiedervereinigten Deutschland in das westliche Militärbündnis NATO ab. In den Zwei-plus-Vier-Gesprächen geht es daher vor allem darum, die sicherheitspolitischen Bedenken des sowjetischen Staatschefs auszuräumen. Bei einem Staatsbesuch von Bundeskanzler Helmut Kohl in dessen kaukasischer Heimat am 15. Juli 1990 gibt Gorbatschow schließlich seine Zustimmung, dass das vereinte Deutschland selbst entscheiden darf, welchem Bündnis es angehören wolle. Daran knüpft er folgende Bedingungen:
- Keine Stationierung von ausländischen NATO-Kräften und ABC-Waffen auf dem Gebiet der DDR
- Vollständiger Abzug aller sowjetischen Streitkräfte bis 1994
- Begrenzung der deutschen Streitkräfte auf 370.000 Soldaten
- Übernahme von DDR-Schulden gegenüber der Sowjetunion durch die Bundesrepublik Deutschland
Zudem hofft Gorbatschow auf eine umfangreiche Wirtschaftshilfe für die Sowjetunion, die in einer tiefen finanziellen und ökonomischen Krise steckt.
Beim darauffolgenden Zwei-plus-Vier-Gespräch am 17. Juli 1990 in Paris stimmt die Sowjetunion gemeinsam mit Frankreich, Großbritannien und den USA offiziell der Wiedervereinigung zu. Der entsprechende Vertrag wird am 12. September 1990 in Moskau unterschrieben.
Zwölf Tage nach dem Abschluss des Zwei-plus-Vier-Vertrages wird der Austritt der DDR aus dem Warschauer Pakt besiegelt: Am 24. September unterzeichnen Verteidigungsminister Rainer Eppelmann und der sowjetische Oberkommandierende General Pjotr Luschew ein entsprechendes Protokoll über die „Herauslösung der Truppen der NVA der DDR aus den Vereinigten Streitkräften der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages“ in Ost-Berlin. Darin wird in sechs Artikeln die Abwicklung der Nationalen Volksarmee geregelt. Einen Tag vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland wird die NVA am 2. Oktober 1990 aufgelöst.