Staatssekretäre

Bundesarchiv, Bild 183-1990-0328-329, Fotograf: Elke Schöps
Hans-Jürgen Misselwitz am 28. März 1990. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0328-329, Fotograf: Elke Schöps

Dr. Hans-Jürgen Misselwitz, geboren am 23. März 1950
Parteizugehörigkeit: SPD
Funktion: Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten

Hans-Jürgen Misselwitz wird am 23. März 1950 in Altenburg geboren. Nach dem Abitur nimmt Misselwitz 1970 ein Studium der Biologie und Biophysik an der Universität Jena auf, das er zwischen 1972 und 1974 in Ost-Berlin fortsetzt. Nach seinem Abschluss arbeitet er von 1974 bis 1981 als wissenschaftlicher Assistent in der medizinischen Grundlagenforschung am Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Buch und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nachdem Hans-Jürgen Misselwitz im November 1980 die Einberufung zur NVA ablehnt, kündigt ihm die Universität. Er beginnt ein Theologiestudium am Sprachenkonvikt Berlin, das er 1984 abschließt. Parallel engagiert sich Misselwitz in kirchlichen Oppositionsgruppen. Unter anderem ist er an der Gründung des Friedenskreises Pankow beteiligt, den er gemeinsam mit seiner Frau Ruth Misselwitz leitet. Zwischen 1987 und 1988 hält sich Hans-Jürgen Misselwitz als Stipendiat des Ökumenischen Rats der Kirchen in den USA auf, bevor er von September 1989 bis März 1990 als Pfarrer in Hennigsdorf (bei Berlin) eingesetzt wird.
Im Oktober 1989 fungiert Hans-Jürgen Misselwitz als eines der Gründungsmitglieder der SDP, deren Strukturen er in den folgenden Monaten mit aufbaut. Bei den Wahlen am 18. März 1990 wird Misselwitz für die SPD in die Volkskammer gewählt. Im Rahmen der Regierungsbildung ernennt ihn Lothar de Maizière zum Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten. Diesen Posten bekleidet er bis zum geschlossenen Rücktritt aller SPD-Regierungsmitglieder im August 1990. Während seiner Amtszeit ist Misselwitz für die Leitung der DDR-Delegation bei den Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen verantwortlich.
Nach der deutschen Einheit ist Hans-Jürgen Misselwitz, bis zu den ersten gesamtdeutschen Wahlen, Mitglied des Bundestages bevor er 1991 die Leitung der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung antritt. Im November 1999 übernimmt er die Leitung des Büros von Wolfgang Thierse im Parteivorstand der SPD. Seit 2006 arbeitet Hans-Jürgen Misselwitz als Geschäftsführer des Forums Ostdeutschland und fungiert als Sekretär der SPD-Grundwertekommission. Zudem ist Misselwitz Vorstandsmitglied des Willy-Brandt-Kreises.

Helmut Domke, 1990.
Helmut Domke, 1990. Quelle: Privatarchiv Helmut Domke.

Dr. sc. nat. Helmut Domke, geboren am 11. Juni 1943, gestorben am 16. Mai 2021
Parteizugehörigkeit: Parteilos
Funktion: Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten

Helmut Domke muss während des zweiten Weltkrieges aus seinem Geburtsort Schönau (heute Polen) in Westpreußen flüchten. Sein Abitur legt Domke 1961 an der Oberschule Bad Wilsnack (Westprignitz) ab. Anschließend beginnt er ein Studium am Physikalischen Institut der Universität Rostock, das er 1966 abschließt. Von 1966 bis 1990 ist Domke als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Astrophysikalischen Observatorium Potsdam der Akademie der Wissenschaften angestellt. Im Jahre 1967 absolviert er ein einjähriges postgraduales Studium am Astronomischen Observatorium der Universität Leningrad (heute St. Petersburg). Als externer Aspirant wird Helmut Domke 1972 an der Mechanisch-Mathematischen Fakultät der Universität Leningrad promoviert und habilitiert 1982 an der Akademie der Wissenschaften.
Parallel engagiert sich Helmut Domke in der Synode der Evangelischen Kirchen in der DDR sowie in der kirchlichen Friedensarbeit und ist zwischen 1978 und 1990 synodales Mitglieder der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR.
Im Zuge der Regierungsbildung nach den Volkskammerwahlen am 18. März 1990 wird Helmut Domke zum Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten ernannt. Nach der deutschen Einheit arbeitet er in der Landesregierung des Landes Brandenburg, darunter 1990 bis 1994 als Bevollmächtigter des Ministerpräsidenten für Fragen des Abzugs der sowjetischen/russischen Streitkräfte und für Konversion. Seit ihrer Gründung 1994 engagiert sich Domke in der Stiftung West-Östliche Begegnungen und ist seit 2004 deren Vorstandsvorsitzender.

Helmut Domke, Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, zur Ernennung zum Staatssekretär.

© "Von der Revolution zum Regieren", ein Projekt des Institut für angewandte Geschichte e.V., gefördert von der Bundesstiftung Aufarbeitung, 2018-2019

Dr. Frank Tiesler, geboren am 20. April 1938 in Dresden
Parteizugehörigkeit: DSU
Funktion: Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten

Frank Tiesler wird am 20. April 1938 in Dresden geboren. Nach einer Lehre zum Mechaniker studiert Tiesler an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der TU Dresden, wo er 1959 sein Abitur ablegt. Aus dem anschließenden Wehrdienst wird Tiesler in Unehren entlassen, da er Kameraden zur geschlossenen Befehlsverweigerung aufgerufen hatte. Nach seiner Entlassung absolviert er eine Lehre als Forstvermesser. In dieser Tätigkeit wird Tiesler in der Niederlausitz und im Vogtland eingesetzt. 1961 beginnt Frank Tiesler ein Studium der Völkerkunde an der Humboldt-Universität zu Berlin, das er 1965 als Diplom-Ethnologe abschließt. Ab 1974 arbeitet er als wissenschaftlicher Abteilungsleiter der Forschungsstelle am Staatlichen Museum für Völkerkunde in Dresden. Parallel dazu setzt Tiesler seine akademische Laufbahn fort und wird 1974 mit einer Arbeit über die „Besiedlungsgeschichte und Stilprovinzen in Nord-Neuguinea“ zum Dr. phil. promoviert. Im Januar 1990 nimmt Frank Tiesler als Delegierter des Landesverbandes Sachsen am Gründungsparteitag der Deutschen Sozialen Union (DSU) teil. Nur wenige Wochen später gelingt es Tiesler, für die DSU-Fraktion in die neu gewählte Volkskammer einzuziehen. Dort ist er Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppe der DSU und CDU. Am 1. Mai 1990 beruft ihn Lothar de Maizière zum Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten. Nach der deutschen Einheit kehrt Frank Tiesler zurück nach Dresden an das Staatliche Museum für Völkerkunde, wo er bis zu seiner Pensionierung als Kurator beschäftigt ist.

Dr. Kersten Radzimanowski, geboren am 21. Mai 1948
Parteizugehörigkeit: CDU
Funktion: Abteilungsleiter im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten; am 20. August 1990 Berufung zum Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten

Nach Abschluss der Oberschule beginnt der am 21. Mai 1948 in Alt-Landsberg (Kreis Niederbarnim) geborene Kersten Radzimanowski eine Ausbildung zum Funktechniker und arbeitet als Facharbeiter bei Studiotechnik Rundfunk in Ost-Berlin. 1966 holt Radzimanowski sein Abitur an der Volksschule nach und tritt anschließend seinen Wehrdienst an. Von 1969 bis 1976 ist Kersten Radzimanowski zunächst Volontär und anschließend redaktioneller Mitarbeiter beim Zentralorgan der Ost-CDU „Neue Zeit“. Zu dieser Zeit arbeitet Radzimanowski für vier Jahre unter dem Decknamen „Markgraf“ als Inoffizieller Mitarbeiter mit dem MfS zusammen. 1973 wird er entpflichtet.
1977 wechselt Radzimanowski zur Zeitschrift „Standpunkt“, bevor er 1978 wieder zur „Neuen Zeit“ zurückkehrt. Parallel dazu absolviert er ein Fernstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin, das er 1976 als diplomierter Historiker abschließt. Zudem erhält Kersten Radzimanowski eine außerplanmäßige Aspirantur und promoviert 1981 zum Dr. phil. Doch Kersten Radzimanowski ist nicht nur wissenschaftlich-publizistisch, sondern auch politisch aktiv. Bereits 1971 tritt er in die CDU ein, wo er in den folgenden Jahren verschiedene Ämter bekleidet. Von 1978 bis 1984 amtiert Radzimanowski als Sektorenleiter beim Sekretariat des CDU-Hauptvorstandes. Ab 1984 fungiert er dort als stellvertretender Abteilungsleiter im Bereich Internationale Beziehungen. 1989 übernimmt er dann eine Stelle als Abteilungsleiter beim Sekretariat des CDU-Hauptvorstandes. Ab Herbst 1989 berät Radzimanowski den damaligen CDU-Vorsitzenden Lothar de Maizière in außenpolitischen Fragen. Im Dezember 1989 übernimmt er die Leitung der Abteilung Außen- und Deutschlandpolitik des CDU-Parteivorstandes.
Im Anschluss an die Regierungsbildung wechselt Kersten Radzimanowski im Mai 1990 in das Ministerium für Auswärtige Angelegenheit, wo er die Abteilung Entwicklungspolitik und internationale Organisationen leitet. Als im August 1990 alle SPD-Politiker aus der Regierungskoalition zurücktreten, unter anderem Markus Meckel und Hans-Jürgen Misselwitz, ernennt ihn Lothar de Maizière am 20. August 1990 zum Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten.
Nach der deutschen Einheit übernimmt Kersten Radzimanowski die Geschäftsführung des Landesverbandes der CDU in Brandenburg. Als er den Posten auf Grund von fachlicher Kritik 1991 aufgibt, übernimmt Radzimanowski die Leitung eines Bildungswerkes. Seit 1997 betätigt sich Kersten Radzimanowski als freier Autor, Historiker und Publizist. Zu dieser Zeit tritt er aus der CDU aus, um in der NPD tätig zu werden. Nach seinem Parteieintritt im Jahr 2008 kandidiert er 2009 erfolglos als Direktkandidat für den Bundestag im Wahlkreis 60 (Märkisch-Oderland – Barnim II). Er ist zudem als Autor für das NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ und für die Zeitung „Junge Freiheit“ tätig.

Schliessen Modal Schließen Modal Schließen

Hinweis

Schliessen Modal Schließen Modal Schließen