Staatssekretäre

Dr. Udo Bartsch (1991). Quelle: Privat
Dr. Udo Bartsch (1991). Quelle: Privat

Dr. Udo Bartsch, geboren am 25. Februar 1942 in Waldenburg/Schlesien
Parteizugehörigkeit: CDU
Funktion: Mai bis Oktober Staatssekretär im Ministerium für Kultur

Udo Bartsch wird 1942 im niederschlesischen Waldenburg geboren und 1946 mit seiner Familie von dort vertrieben. Mit einem Flüchtlingstreck gelangt er über Sachsen nach Ost-Berlin, wo er zwischen 1949 und 1960 die Schule besucht. Nach dem Abitur wird Udo Bartsch aufgrund seiner konfessionellen Bindung ein Studienplatz verweigert. Deshalb entscheidet er sich, ein 13. Schuljahr in West-Berlin sowie eine Anerkennungsprüfung des Abiturs Ost zu absolvieren, um an der Freien Universität studieren zu können. Diese Pläne zerschlagen sich jedoch mit dem Mauerbau vom 13. August 1961. In der Folge unternimmt Bartsch mit Freunden mehrere Fluchtversuche, die scheitern. Ein weiteres Fluchtvorhaben wird an das Ministerium für Staatssicherheit verraten, woraufhin der erst 18-jährige Udo Bartsch im September 1961 verhaftet und in der Folge zu 18 Monaten Haft verurteilt wird. Nach der Entlassung 1963 bestreitet er zunächst als Hilfsarbeiter in der Berliner Stadtbibliothek, später als Hilfsbibliothekar seinen Lebensunterhalt. 1971 beginnt er ein Fernstudium der Kultur- und Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, das er mit einem Diplom abschließt. Es folgt die Promotion zum Dr. phil. im Fach Ästhetik 1980. Am Institut für Ästhetik und Kunstwissenschaften der Akademie der Wissenschaften ist Bartsch für die nächsten Jahre in Forschung und Lehre tätig. Im Umbruchsjahr 1989/90 wird er unter dem Parteivorsitzenden Lothar de Maizière zum kulturpolitischen Sprecher der Ost-CDU ernannt. Am 2. Mai 1990 folgt die Berufung als Staatssekretär ins Ministerium für Kultur, wo er vor allem die Verhandlungen für den Bereich Kultur und Kunst zum Einigungsvertrag führt.

Nach der Wiedervereinigung und juristischen Auflösung des Kulturministeriums übernimmt Udo Bartsch 1991 für zwei Jahre die Leitung der Gemeinsamen Einrichtung der Länder für Kultur des Bundesinnenministeriums, die für die Umsetzung der Sonderprogramme des Bundes zum Erhalt der kulturellen Substanz in den neuen Bundesländern und die Mithilfe beim Aufbau der Kulturhoheit der Länder zuständig ist. Nach Auflösung der Einrichtung geht Bartsch 1993 als Repräsentant und Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftungals nach Chile, wo er mit der Ausarbeitung von Reformpolitiken auf den Feldern Jugend, Bildung, Gesundheit und Justiz befasst ist. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitet Udo Bartsch zwischen 1995 und 2008 in verschiedenen Funktionen im Bundesministerium des Innern, unter anderem als Leiter der Arbeitsgruppe für die humanitäre Hilfe der Bundesrepublik in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, als Leiter der Dependance Berlin der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung und als Direktor für Fortbildung im internationalen Bereich. Seit 2009 ist Udo Bartsch im Ruhestand.

Udo Bartsch berichtet im Interview von den vielfältigen Arbeitsaufgaben und der Arbeitsteilung der Staatssekretäre.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Portrait von Gabriele Muschter 1986. Foto: Franz Zadnicek, Dresden
Portrait von Gabriele Muschter 1986. Quelle: Franz Zadnicek

Gabriele Muschter, geboren am 6. Oktober 1946 in Oranienbaum (Kreis Dessau)
Parteizugehörigkeit: parteilos
Funktion: Mai bis Oktober 1990 Staatssekretärin im Ministerium für Kultur

Aufgewachsen in Berlin legt Gabriele Muschter 1965 das Abitur ab und absolviert danach ein zweijähriges Volontariat beim Fernsehen der DDR. Im Anschluss arbeitet sie von 1967 bis 1969 als Redaktionsassistentin für die Betriebszeitung „Die Strecke“ der deutschen Reichsbahn-Baudirektion. Zwischen 1970 und 1974 ist sie Redakteurin des Mitteilungsblattes beim Verband Bildender Künstler der DDR. Danach studiert Gabriele Muschter bis 1979 Kunstwissenschaft und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Als im selben Jahr die „Galerie Mitte“ in Dresden eröffnet, übernimmt sie deren Leitung. Zwischen 1984 und 1987 absolviert Gabriele Muschter eine Aspirantur an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema „Fotografie der 70er, 80er Jahre in der DDR“. Anschließend ist sie freiberuflich als Kunsthistorikerin und in der Kunstvermittlung tätig. Im Mai 1990 wird sie als Staatssekretärin ins Ministerium für Kultur berufen, wo sie vor allem für die kulturellen Einrichtungen zuständig ist.

Nach der Wiedervereinigung nimmt Gabriele Muschter ihre freiberufliche Tätigkeit wieder auf. Sie berät und erstellt Kulturgutachten unter anderem für das Bundesinnenministerium, das Bundeskanzleramt und das Berliner Abgeordnetenhaus. Von 1994 bis 1998 ist sie Mitglied der Geschäftsleitung der Kulturbrauerei Berlin. In dieser Zeit kuratiert sie große Ausstellungsprojekte in Bonn, Berlin und Dresden. 2001 gründet sie die Kultur-Beratungs- und Vermittlungsfirma VISTA. Ab 2002 ist sie zudem Referentin des Koordinators des Regierenden Bürgermeisters für Mittel- und Osteuropa sowie Geschäftsführerin des MOE-Clubs. Seit 2006 ist Gabriele Muschter freischaffend als Kunsthistorikerin, Autorin, Lektorin und Redakteurin tätig.

Gabriele Muschter berichtet im Interview über ihre Berufung zur Staatssekretärin sowie den Arbeitsalltag im Ministerium für Kultur.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015

Schliessen Modal Schließen Modal Schließen

Hinweis

Schliessen Modal Schließen Modal Schließen