Katastrophenhilfe

Übergabe ehemaliger militärischer Fahrzeuge der NVA an die Deutsche Welthungerhilfe am 31. August 1990. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0831-025, Fotograf: Thomas Uhlemann
Rainer Eppelmann (r.), Minister für Abrüstung und Verteidigung, übergibt am 31. August 1990 in Strausberg 65 LkW mit Anhänger, fünf Tankanhänger für Trinkwassertransporte sowie drei mobile KfZ-Werkstattwagen der NVA an die Deutsche Welthungerhilfe. Die Vorsitzende der bundesdeutschen Nichtregierungsorganisation, Dr. Helga Henselder-Barzel (l.), nimmt die Fahrzeuge, die zu Lebensmitteltransporten in Angola, Äthiopien und Mocambique eingesetzt werden sollen, entgegen. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0831-025, Fotograf: Thomas Uhlemann

Im Rahmen der Katastrophenhilfe gewährt die DDR den Entwicklungsländern in besonderem Maße humanitäre Hilfe und unterstützt Wiederaufbaumaßnahmen. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Abrüstung und Verteidigung und dem Verkehrsministerium werden nicht mehr benötigte militärische Geräte und Einrichtungen für die Katastrophenhilfe eingesetzt. Außerdem werden ehemalige Liegenschaften der NVA genutzt, um zusätzliche Lagerkapazitäten für Hilfsgüter zu schaffen. Es wird eine Katastrophenbrigade aufgestellt, die im Ernstfall in kurzer Zeit einsatzbereit ist.

In der Zeit zwischen April und Oktober 1990 kommt es zu mehreren Einsätzen der DDR-Katastrophenhilfe. Zu den größten Aktionen zählen Hilfslieferungen, die nach schweren Erdbeben in Peru, China und im Iran auf den Weg gebracht werden. Weitere Hilfsaktionen werden für die Länder Mosambique, Äthiopien, Jordanien und Nicaragua realisiert.

Hilfe für Peru

Nach einem schweren Erdbeben im südamerkanischen Peru Ende Mai 1990 stellt der Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit aus dem Fonds Katastrophenhilfe rund 3,27 Mio Mark für Transportleistungen und Waren bereit. Am 2. Juni tritt ein Krisenstab des MWZ unter Leitung von Staatssekretär Wutzke zusammen, der den Einsatz ministeriumsübergreifend koordiniert. Aus aufgelösten Beständen der Kampfgruppen stellt das Ministerium des Innern 200 Großzelte und 2.000 Decken zur Verfügung; das Ministerium für Abrüstung und Verteidigung stellt 7 t Nahrungsmittel zur Verfügung. Das Ministerium für Gesundheit und das Deutsche Rote Kreuz stellen Antibiotika, Penicillin und Blutplasma zur Verfügung. Das Solidaritätskomitee stellt außerdem Spenden der Bevölkerung für den Kauf weiterer Medikamente zur Verfügung. Staatssekretär Wutzke begleitet den Transport der Hilfsgüter, die mit zwei Maschinen der Interflug in der ersten Juniwoche nach Lima geschickt werden.

Hilfe für den Iran

Am 23. Juni 1990 starten zwei Interflug Maschinen mit Hilfsgütern für die Erdbebenopfer im Iran. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0623-003, Fotograf: Klaus Franke
Am 23. Juni 1990 starten zwei Interflug Maschinen mit Hilfsgütern für die Erdbebenopfer im Iran. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0623-003, Fotograf: Klaus Franke

Nur wenige Wochen später kommt es am 21. Juni 1990 im Norden des Iran am Kaspischen Meer zu einem schweren Erdbeben, das zahlreiche Städte und Dörfer zerstört und 40.000 bis 50.000 Todesopfer fordert. Auch in diesem Fall schickt das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz der DDR, Brot für die Welt und dem Solidaritätskomitee eine umfangreiche Hilfslieferung in das Erdbebengebiet. Zwei Frachtmaschinen der Interflug transportieren am 23. Juni 1990 rund 22 t Hilfsgüter. Dazu gehören vor allem Zelte, Decken, Nahrungsmittel, Antibiotika und Antiseptika.

Hans-Wilhelm Ebeling, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, gibt am 22. Juni 1990 während der 17. Volkskammersitzung eine Erklärung zum Erdbeben im Iran ab und bittet um Spenden.

Deutscher Bundestag

In derselben Sitzung am 22. Juni 1990 wird zwei Stunden später das Ergebnis der Spendenaktion bekannt gegeben, zu dem Minister Ebeling erneut eine Erklärung abgibt.

Deutscher Bundestag

Oswald Wutzke erinnert sich im Interview an Hilfsaktionen des MWZ im Rahmen der Katastrophenhilfe sowie die Rückführung namibischer Kinder in ihr Heimatland im August 1990.

Bundesstiftung Aufarbeitung, 2015
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